02 Bevölkerung, Haushalte und Familien

Franz Rothenbacher / Georg Fertig

Im 19. und 20. Jahrhundert hört das Bevölkerungswachstum auf, die Wirtschaft zu belasten. Geburtenraten nehmen ab, die Kindersterblichkeit wird überwunden und die Lebenserwartung nimmt zu, sodass die Bevölkerung altert. Ehe und Familie werden für das soziale und wirtschaftliche Leben jenseits der Privatsphäre weniger bedeutsam, im späten 20. Jahrhundert dann auch quantitativ weniger gewichtig.

Die deutsche Bevölkerungsgeschichte der beiden vergangenen Jahrhunderte ist von drei grundlegenden Veränderungen geprägt, die uns – zusammengenommen – in eine völlig andere Welt katapultiert haben: Das Entkommen aus der malthusianischen Falle, der demografische Übergang und die Funktionsentlastung von Haushalt und Familie. Der erste Prozess bedeutet, dass ein beständiges Wachstum der Einkommen möglich wurde und nicht mehr wie zuvor immer wieder von einer zunehmenden Bevölkerung aufgezehrt wurde; der zweite Prozess bedeutet, dass Sterblichkeit und Geburtenzahlen zurückgingen, und zwar unumkehrbar; der dritte Prozess bedeutet, dass die heutige Gesellschaft weniger um das Paar von Mann und Frau herum organisiert ist und dass die soziale Rolle als Ehemann oder Ehefrau unser Leben nicht mehr so umfassend wie früher bestimmt. Im Folgenden wird auf diese drei Prozesse näher eingegangen und gezeigt, inwiefern sie in den hier dokumentierten Reihen sichtbar sind.

Bevölkerung, Einkommen und Krisen

Wie der Begründer der Demografie, Thomas Robert Malthus, im Grunde richtig erkannte, hatten vormoderne Gesellschaften – nicht nur die deutsche – das Problem, dass Einkommen, Geburten und Todesfälle in einer sehr ungünstigen Weise aufeinander einwirkten. Einerseits führte eine wachsende Bevölkerung regelmäßig zu fallenden Einkommen (in der Ökonomie spricht man hier vom „fallenden Grenzertrag“), andererseits hatten Einkommensveränderungen deutliche demografische Folgen, und zwar so, dass eine Zunahme des Einkommens weniger Tote, mehr Kinder und damit insgesamt auch eine steigende Bevölkerung bedeutete. Aus diesem Kreislauf kam man lange Zeit nicht heraus. Um 1840 – entgegen den düsteren Prognosen von Malthus und seiner großen pessimistischen Anhängerschaft auch in Deutschland – galt das aber im Grunde schon nicht mehr.1

Abbildung 1 zeigt in langfristiger Sicht die absolute Bevölkerungszahl einerseits, Reallohn und Getreideproduktion als Indikatoren für das Einkommen bzw. die Ernährungsmöglichkeiten andererseits. Man sieht sehr deutlich, dass bereits zu Beginn unserer Zeit die Nahrungsund Einkommensgrundlage pro Kopf trotz wachsender Bevölkerung ungefähr auf demselben Niveau blieb und dass spätestens seit Beginn des Kaiserreichs die Einkommen der Bevölkerung davonliefen – und nicht umgekehrt. Das ist ein ganz anderes Bild, als es sich für das 16. oder 17. Jahrhundert zeigt.► Abb 1

Durch langfristige Betrachtungen ist nicht erkennbar, wie sich bessere und schlechtere Einkommenslagen auf Geburt und Tod auswirkten. Hierfür müssen Reihen, wie sie in Abbildung 1 und 2 dargestellt sind, gewissermaßen mit der Lupe betrachtet werden, also für einzelne Krisenzeiten die Reallöhne einerseits und die Geburtenund Sterberaten andererseits. Für die Vormoderne, etwa das 17. und 18. Jahrhundert, ist das oft getan worden.2 In „Subsistenzkrisen“ folgten auf einen Anstieg der Getreidepreise und einen sich daraus ergebenden Rückgang der Reallöhne zahlreiche Todesfälle (crise de type ancien) oder deutlich weniger Heiraten und Geburten (crise larvée). Kausal war dafür weniger ein direktes Verhungern der Menschen oder (bei den Geburten) ein hungerbedingtes Ausbleiben der Menstruation (Hunger-Amenorrhö), sondern eher die Ausbreitung von Krankheiten, die mit Mangelernährung und Kälte in einer Wechselbeziehung standen (zum Beispiel der sogenannte Hungertyphus sowie Krankheiten des Verdauungssystems) oder die epidemiologischen Auswirkungen von erhöhter Arbeits- und Bettlermobilität. Das gilt auch noch für Krisen im späten
18. Jahrhundert (etwa 1771) oder kurz vor Einsetzen unserer Reihen (das „Jahr ohne Sommer“ 1816, nach dem die Realeinkommen um ein Drittel einbrachen). Nach 1834 waren Reallohneinbußen nur noch selten so heftig wie im 18. Jahrhundert; die letzten mehr als zehnprozentigen Einkommensrückgänge finden wir in den 1850er Jahren. Wenn man sich die Mühe macht, über „histat“ die Reallöhne, Geburtenund Sterberaten für die Jahre um die 1848er Revolution zu beschaffen (der 1846 eine Kartoffelmissernte vorausgegangen war), dann sieht man nur noch mit Mühe (klarer bei den Geburten, kaum bei der Sterblichkeit) eine demografische Reaktion. Man kann argumentieren, dass Missernten sich zu dieser Zeit in Deutschland zwar auf die Gesundheit und die Lebensqualität auswirkten, aber nicht mehr tödlich wirkten.3 Im 20. Jahrhundert, etwa nach der Konjunkturkrise von 1967, sind die demografischen Auswirkungen von Einkommenskrisen – sichtbar allenfalls als leichtes Abflachen der Reallohnzuwächse – nicht mehr evident und werden von den längeren Trends des Sterblichkeits- und vor allem Geburtenrückgangs überlagert.

Deutlich wird damit, dass im 18. Jahrhundert Einkommensschwankungen durchaus noch den von Malthus behaupteten Einfluss auf die Geburten (die sogenannten präventiven Hemmnisse) sowie auf die Sterblichkeit hatten (die positiven Hemmnisse). Schon zu Beginn der in diesem Beitrag erfassten Zeit, geschweige denn im späten 20. Jahrhundert, galt das nicht mehr eindeutig. Das kann nicht daran liegen, dass im 19. Jahrhundert gewerbliche Einkommensquellen allmählich wichtiger wurden – das war erst im Kaiserreich der Fall. Entscheidend war vielmehr die Herausbildung von Agrarmärkten, die dafür sorgten, dass lokale Missernten durch überlokalen Handel ausgeglichen wurden und Einkommen deshalb nicht mehr massiv von Ernteschwankungen beeinflusst wurden (vgl. Kapitel 17 in diesem Band). ► Tab 1

Die demografische Transition

In vielen Darstellungen wird unter dem „demografischen Übergang“ eine bestimmte regelmäßige Abfolge von Phasen verstanden. Sie führt – weltweit – von einem Zustand hoher Sterbeund Geburtenraten mit stabiler Bevölkerung über einen zunächst aufgrund des medizinischen Fortschritts einsetzenden Rückgang der Sterblichkeit und deshalb beginnendes Bevölkerungswachstum in eine dritte Phase, in der – weil die Sterberate zuvor gesunken ist und die Eltern nun weniger Geburten brauchen, um überlebende Kinder zu haben – auch die Geburten zurückgehen, bis als vierte Phase ein neues Gleichgewicht erreicht ist. Dieses Vier-Phasen-Modell, das in vielen Schulbüchern steht, ist ein Versuch, einen realen, wichtigen und vor allem unumkehrbaren Wandlungsprozess zu beschreiben. Es bedarf aber in allen vier Bereichen der kritischen Überprüfung.4 ► Tab 2, Abb 2
Erstens gab es vor dem Übergang keinen stabilen Gleichgewichtszustand, sondern es wechselten sich oft längere Phasen von Bevölkerungswachstum (und fallenden Einkommen) mit solchen eines manchmal recht katastrophalen Rückgangs der Bevölkerung ab. Schon im mittleren 19. Jahrhundert lagen die Geburten deutlich über der Sterblichkeit, die Bevölkerung befand sich also – wie schon im 16. oder im 18. Jahrhundert – wieder einmal in einer Wachstumsphase. ► Abb 2

Zweitens kam der Sterblichkeitsrückgang nicht überall zuerst, zum Beispiel nicht in Frankreich und den USA. In den USA setzte der Rückgang der Geburten lange vor, in Frankreich gleichzeitig mit dem Rückgang der Sterblichkeit ein. In Deutschland spricht einiges dafür, den Sterblichkeitsrückgang im frühen 19. Jahrhundert zu datieren; welche Rolle der medizinische Fortschritt dabei spielte, wird im Kapitel zum Gesundheitswesen erörtert. Drittens war der Rückgang der Fruchtbarkeit – in Deutschland in der zweiten Hälfte des Kaiserreichs von etwa fünf auf etwa zwei Geburten pro Frau – durchaus nicht nur eine Reaktion auf den Rückgang der (Kinder-)Sterblichkeit, sondern Teil eines ökonomischen Modernisierungsprozesses, zu dem unter anderem die zunehmende Frauenerwerbstätigkeit, bessere Finanzinstitutionen, Schulen, Post, Telegraf, Stimmenanteile progressiver Parteien usw. beitrugen.5

Viertens wurde aber auch nach dem großen Fruchtbarkeitsrückgang des Kaiserreichs kein neues Gleichgewicht erreicht. Ab 1970 fiel die Kinderzahl in der Bundesrepublik unter das Niveau, das zur Erhaltung nötig wäre, während es in der DDR aufgrund von Honeckers auch bevölkerungspolitisch motivierter „Einheit von Wirtschaftsund Sozialpolitik“ noch einige Jahre gelang, ein Fertilitätsniveau von fast zwei Kindern pro Frau zu halten. Die ostdeutschen Kinderzahlen sind nach einem Einbruch in den 1990er Jahren wieder auf ein etwa gleich hohes Niveau wie im Westen gestiegen.

Eine wichtige Folge des Sterblichkeits- und Fruchtbarkeitsrückgangs war der Wandel der Altersstruktur, wie er in Bevölkerungspyramiden sichtbar ist. Für die Belastung der erwerbstätigen Generationen (etwa der 15- bis 65-Jährigen) hatten der Sterblichkeits- und der Fruchtbarkeitsrückgang einander entgegengesetzte und deshalb in der Summe sich tendenziell ausgleichende Folgen. Einerseits stieg der Anteil der älteren Menschen in der Bevölkerung von etwa 10 Prozent auf fast 30 Prozent an, gegenläufig fiel aber auch der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit ihren Ansprüchen an Konsum, Schulwesen und elterliche Zeit von etwa 60 Prozent auf etwa 25 Prozent. ► Abb 3
Der gesamte Lastquotient lag im ökonomisch massiv wachsenden Kaiserreich mit fast 70 Prozent deutlich höher als heute oder auch zur Zeit des Wirtschaftswunders (beide etwa 50 Prozent). Man kann also nicht sagen, dass unsere heutige Altersstruktur im historischen Vergleich erhöhte und ökonomisch untragbare demografische Lasten produziert. ► Abb 4

Eheschließungen und Ehescheidungen

Die Ehe blieb bis in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein die Basis von Familie und Fortpflanzung, obwohl es während der gesamten Periode einen gewissen Anteil an nicht ehelichen Lebensgemeinschaften und nicht ehelichen Kindern gab. Zugleich wandelte sich ihre Funktionen aber fundamental.6 Entsprechend John Hajnals Theorie des European Marriage Pattern7 gehört(e) Deutschland zur Region des westeuropäischen Heiratsverhaltens, gekennzeichnet durch ein spätes Erstheiratsalter und eine hohe Ledigenquote, das heißt von Personen, die niemals in ihrem Lebenslauf eine legale Ehe eingehen. Typische (west-)europäische Lebensläufe enthielten nach der Kindheit eine Phase des Gesindedienstes oder anderer abhängiger Beschäftigungsverhältnisse außerhalb des elterlichen Haushaltes, dann eine Eheschließung ab etwa Mitte 20, die auch die Gründung eines materiell selbstverantwortlichen Haushaltes bedeutete und nicht allen gelang, im Alter schließlich einen gewissen Anteil allein wohnender Witwen und Witwer, soweit nicht – wozu eine starke Neigung bestand – wieder geheiratet wurde.

Das Alter bei der ersten Eheschließung kann indirekt durch die altersspezifische Verheiratetenquote gemessen werden. Der Anteil der 20bis 24-jährigen Frauen, die in diesem Alter bereits verheiratet waren, war 1871 besonders hoch, was dem kurzzeitigen Höhepunkt der Heiratsrate 1872/73 während des „Gründerbooms“ entspricht. Diese Zeit war auch durch die Aufhebung von Eheverboten gekennzeichnet, die in Teilen Süddeutschlands während des frühen 19. Jahrhunderts eingeführt worden waren, um die wahrgenommenen Gefahren von „Pauperismus“, „Proletarisierung“ und „Übervölkerung“ einzudämmen.8 Von 1885 bis 1910 stieg die Verheiratetenquote der Frauen von 24 Prozent auf 28 Prozent, das heißt, das Heiratsalter sank. Die krisenhaften Jahre der Weimarer Republik spiegeln sich im Rückgang der Verheiratetenquote bis 1933 wider. Bis 1939 stieg diese Quote wieder auf einen Wert von 28 Prozent an. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch den Heiratsboom, der die Verheiratetenquote der Frauen 1970 auf 57 Prozent steigen ließ, und den darauffolgenden ebenfalls massiven Rückgang auf 7 Prozent im Jahr 2010. ► Tab 3

Die Ledigenquote bezieht ledige Frauen oder Männer im Alter von 45 bis 54 Jahren auf die gesamte weibliche oder männliche Bevölkerung dieses Alters. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass diese Personen nicht mehr heiraten werden. Für Frauen zeigt sich seit 1871 (13 Prozent) ein Rückgang dieser Quote bis 1900 und ein leichter Wiederanstieg bis 1910. Von 1925 bis 1939 setzte sich dieser Wiederanstieg fort und erreichte 1939 wieder 13 Prozent. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine sehr hohe Ledigenquote, die aber stark und kontinuierlich bis 1987 (6 Prozent) sank; seither steigt sie wieder stark an. Langfristig betrachtet lassen sich also zwei Vorgänge feststellen, die beide auf ein Verschwinden des Europäischen Heiratsmusters hindeuten: Einerseits ging die für das Hajnal-Muster typische hohe, mit den wirtschaftlichen Kosten der Haushaltsgründung und zum Teil auch Heiratsverboten zusammenhängende dauerhafte Ehelosigkeit zurück, andererseits löste sich nach 1987 die Monopolstellung der Ehe als einziger gesellschaftlicher Basis von Familien auf. Bei Männern findet man seit 1871 einen beinahe kontinuierlichen Rückgang der Ledigenquote, die 1970 mit 4 Prozent in der Bundesrepublik den niedrigsten Wert erreichte. Seither stieg die Ledigenquote stark an und erreichte 2010 21 Prozent.
Zum Verständnis dieser Entwicklungen muss man die Geburtskohorten betrachten. Personen, die 2010 45 bis 54 Jahre alt waren, wurden zwischen 1956 und 1965 geboren. Demnach ist also der Trend weg von der staatlich sanktionierten Ehe bei den Kindern des vorangegangenen Heiratsbooms zu lokalisieren. Dagegen ist der Heiratsboom bzw. der Tiefststand der Ledigenquote bei den in den Jahren von 1910 bis 1920 Geborenen zu verankern.
Die erste Phase eines Rückgangs der Ehelosigkeit trug zum Rückgang der unehelichen Geburten bei, da die bislang in Teilen Süddeutschlands zwangsweise ehelosen Partner nun heiraten konnten. Dies kann auch als Indiz für die relativ große Häufigkeit von nicht ehelichen Lebensgemeinschaften im 19. Jahrhundert gewertet werden.9
Ehen wurden im 19. Jahrhundert in der Regel durch den Tod gelöst. Ehescheidungen waren im 19. Jahrhundert noch relativ selten. Die Scheidungsrate lag bis zum Ersten Weltkrieg bei unter 20 sich scheiden lassende pro 10 000 verheiratete Personen (im Alter von 15 und mehr Jahren), wenngleich ein leichter Anstieg bemerkbar war. Nach dem Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit setzte sich dieser Anstieg fort und ebenfalls in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Mittlerweile scheint der Anstieg der Ehescheidungen ein erstes Plateau erreicht zu haben, von dem aus es nicht sicher ist, ob ein weiterer Anstieg erfolgt. Die Scheidungsrate von 2010 ist mit 107 sich scheiden lassenden auf 10 000 verheiratete Personen (im Alter von 15 und mehr Jahren) niedriger als 2004 mit einem Wert von 116. Die Scheidungshäufigkeit wird durch Kriege, Konjunkturen und Gesetzesänderungen beeinflusst. So ereigneten sich nach Ende beider Weltkriege viele Ehescheidungen, und in Westdeutschland brach die Scheidungsrate durch die Scheidungsreform von 1978 mit Einführung des Zerrüttungsprinzips zeitweilig ein. Außerdem wird der langfristige Anstieg der Scheidungshäufigkeit stark durch die Ausweitung der legalen Scheidungsgründe beeinflusst.
Bei Wiederverheiratungen muss zwischen Eheschließungen Geschiedener und Verwitweter unterschieden werden, die sehr unterschiedliche Muster aufweisen. Im 19. und bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Ehen häufig in Hinblick auf einen neuen Heiratspartner geschieden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts änderte sich dieses Verhaltensmuster grundlegend. Geschiedene gingen immer seltener eine neue Ehe ein, sondern lebten zunehmend allein oder in einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft. Die Entwicklungen sind für beide Geschlechter ganz ähnlich, aber der Niveauunterschied ist schlagend: Geschiedene Männer verheirateten und verheiraten sich um ein mehrfaches häufiger als geschiedene Frauen. Die Wiederverheiratung verwitweter Männer und Frauen zeigt ein deutlich anderes Verlaufsmuster: einen mehr oder weniger stetigen Rückgang von hohen Wiederverheiratungsraten bis zu verschwindend geringen. Im 19. Jahrhundert war die erneute Eheschließung von Verwitweten die Regel, da im Haus nicht nur (zum Teil viele) Kinder aufzuziehen waren, sondern oft auch gewerblich oder landwirtschaftlich produziert wurde und die entsprechenden Arbeitsrollen wiederbesetzt werden mussten. Dies änderte sich im 20. Jahrhundert zunehmend: Zum einen sank im Lauf der demografischen Transition die zu versorgende Zahl der Kinder, außerdem übernahm der Staat teilweise durch familienpolitische Leistungen die Versorgerrolle, bäuerliche und gewerbliche Familienbetriebe nahmen an Zahl ab, und schließlich schob die steigende Lebenserwartung das Verwitwungsalter im Lebenszyklus in ein höheres Alter. ► Abb 5a, Abb 5b


Haushalte und Familien

Im Bereich Haushalt und Familie war der Haupttrend seit dem 19. Jahrhundert die Auflösung des vorindustriellen, um die Kernfamilie herum organisierten, diese aber personell überschreitenden Familienhaushalts. Unter Kernfamilie wird in der Soziologie die biologisch-abstammungsmäßige Kleingruppe mit den Rollen Vater, Mutter, Sohn und Tochter verstanden. In der historischen Realität gab es folgende wichtige „Anlagerungen“ an die Kernfamilie: Zunächst wohnten häufig laterale und vertikale Blutsverwandte mit im Haushalt. Eine andere Art der „Anlagerung“ waren sogenannte „familienfremde“ Personen, die in der vorindustriellen Landwirtschaft, in Handwerk und Handel benötigt wurden: einerseits Mägde und Knechte, andererseits Lehrlinge und Gesellen. Zu diesen Arten von wirtschaftlich bedingten familienfremden Personen kommen noch solche, die aus verschiedenen anderen Gründen den Familienhaushalten angegliedert wurden, wie Dienstboten für die häuslichen Bequemlichkeiten, Zimmermieter und Schlafgänger als Einkommensquelle, vorübergehender Besuch, einquartierte Soldaten und anderes mehr. Echte komplexe Haushalte, bestehend aus mehreren Kernfamilien, waren in Deutschland selten. Die Norm war der erweiterte Familienhaushalt, allerdings in der empirischen Realität weniger häufig anzufinden als die Kernfamilie.10
Die Auflösung des vorindustriellen Familienhaushalts, also die Aufspaltung in seine wesentlichen Bestandteile, führte zur Herausbildung der modernen Kernfamilie, die nunmehr lediglich aus den sozialen Positionen Vater, Mutter, Tochter und Sohn besteht. Zur statistischen Abbildung dieser langfristigen Prozesse liefert uns die amtliche Statistik nur indirekte Angaben. Die Verringerung der durchschnittlichen Privathaushaltsgröße seit dem 19. Jahrhundert – in Preußen lebten 1846 im Durchschnitt fünf Personen pro Privathaushalt, in Deutschland im Jahr 2011 dagegen zwei – verweist auf diesen Prozess der Entdifferenzierung, aber auch auf den säkularen Geburtenrückgang. Die durchschnittliche Privathaushaltsgröße ist ein zusammenfassendes Maß für den zugrunde liegenden Prozess der Abnahme der großen und der Zunahme der kleinen Haushalte. Wenn wir große Haushalte als solche mit fünf und mehr Personen bezeichnen, so zeigen uns die Daten einen drastischen Rückgang: von 44 Prozent im Jahr 1900 im Deutschen Reich auf 3 Prozent in Deutschland in 2011. ► Tab 4

Auf der anderen Seite haben die Einpersonenhaushalte am stärksten zugenommen: von 6 Prozent im Deutschen Reich 1871 auf 40 Prozent in Deutschland 2011. Gerade dieser Indikator verdeutlicht den Auflösungsprozess des vorindustriellen Haushalts am besten: Kinder verlassen den elterlichen Haushalt heute ebenso wie damals, gliedern sich aber nicht als Lehrlinge, Dienstpersonal etc. einem fremden Haushalt an, sondern haben eine eigene Wohnung und bilden somit einen Einpersonenhaushalt. Dasselbe gilt für Geschiedene und Personen am anderen Ende der Altersskala: Nicht mehr Erwerbstätige höheren Alters leben überwiegend nicht mehr im Haushalt ihrer Kinder, sondern in eigenen Wohnungen.
Auf der Haushaltsebene lässt sich dieser Auflösungsprozess des vorindustriellen Haushalts durch die Entwicklung der Haushalte mit Familienfremden einerseits und der Haushalte mit drei Generationen andererseits demonstrieren. 1910 waren im Deutschen Reich 26 Prozent aller Haushalte solche mit Familienfremden; bis 1970 hatte sich in der Bundesrepublik dieser Anteil auf 1,5 Prozent vermindert. Haushalte mit drei Generationen machten dort 1957 noch 8 Prozent aller Haushalte aus und 1989 noch 2 Prozent; im vereinigten Deutschland waren es 1999 noch 1,3 Prozent.
Konzentriert man sich auf die Kernfamilie und damit auf die Zeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs, so fallen einige zentrale Trends ins Auge. Seit den späten 1950er Jahren zeigt sich eine tendenzielle Abnahme der Kernfamilien mit Kindern (Bundesrepublik 1957: 57 Prozent, Deutschland 2011: 45 Prozent). Dahinter verbirgt sich überwiegend die Zunahme der Kinderlosigkeit von Ehepaaren. Zum geringeren Teil wird der Trend durch ein früheres Verlassen des Elternhauses beeinflusst. Der Anteil unvollständiger Familien, statistisch gemessen als alleinerziehende Personen, hat nur leicht zugenommen: In der Bundesrepublik gab es 1980 9,3 Prozent und in Deutschland 2010 10,2 Prozent alleinerziehende Familien. Bis in die 1960er Jahre war der Wert höher, eine Spätfolge des Zweiten Weltkriegs. Die überwiegende Mehrzahl aller alleinerziehenden Familien wird von Frauen mit Kindern gebildet (Bundesrepublik 1957: 90 Prozent; Deutschland 2011: 86 Prozent). ► Tab 4

Urbanisierung und Siedlungsformen

Die Verstädterung in Deutschland kennt zwei Hochphasen: Die erste war die mittelalterliche Welle der Stadtgründungen im 12. und 13. Jahrhundert; in der zweiten Phase wurden vorwiegend nicht mehr neue Städte gegründet, sondern es handelt sich um eine Binnenmigrationswelle vom Dorf in die urbanen Zentren. Dies ist ein Prozess, der im frühen 19. Jahrhundert begann und sich seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts langsam im Ausklingen befindet. In Deutschland begannen sich in den 1830er Jahren die mittelalterlichen Städte nach außen zu öffnen, indem sie ihre Wälle, Gräben und Stadtmauern schleiften. Nun durfte auch außerhalb der Stadtmauern gesiedelt werden. Der Rechtsunterschied zwischen Stadtbewohner und leibeigenem Landbewohner wurde beseitigt. Die nun vorhandene Freiheit zu räumlicher Mobilität ließ die Landbevölkerung in die sich entwickelnden Industriestädte ziehen. Ein starkes Bevölkerungswachstum derjenigen Städte, die Industrie ansiedeln konnten, war die Folge. Es gab allerdings auch Städte, die mehr oder weniger Ackerbürgerstädte blieben, teils wegen abgelegener Lage, ohne Industrie und ohne Anbindung an die Eisenbahn. Die Dörfer, die Teile ihrer Einwohner an die Städte verloren, wiesen ein viel schwächeres Bevölkerungswachstum auf als die Empfänger des Bevölkerungsstroms.11
Tabelle 5 und Abbildung 6 zeigen die kontinuierliche Verschiebung der Bevölkerungsanteile von den kleinen Wohngemeinden zu den dichteren Agglomerationen. Bei der Reichsgründung im Jahr 1871 lebten noch 63,9 Prozent der deutschen Bevölkerung in Gemeinden mit bis zu 2 000 Einwohnern. Es muss hier aber gesagt werden, dass die Masse der Dörfer weit weniger Einwohner hatte und dass eine große Zahl der mittelalterlichen Städte Ackerbürgerstädte blieben und im Jahr 1871 häufig weniger als 2 000 Einwohner zählten. So war Deutschland am Vorabend der Hochindustrialisierung immer noch vorwiegend ländlich geprägt.

Die relative Bevölkerungsabnahme in den kleinen und kleineren Gemeinden und das Wachstum der mittleren Gemeinden und Großstädte blieb bis etwa 1970 ein kontinuierlicher Prozess. In der Bundesrepublik veränderten die Gemeindereformen der 1970er Jahre das statistische Bild. Ziel der Gemeindereformen war die Zusammenlegung kleiner und kleinster Gemeinden zu großen und größeren Gemeindeeinheiten, um die Verwaltung zu vereinfachen und Kosten zu sparen. Tabelle 5 und Abbildung 6 zeigen deutlich den „Knick“ von der Volkszählung 1970 auf 1987 mit einem Einbruch des Bevölkerungsanteils in den Gemeindegrößenklassen bis zu 5 000 Einwohnern. Größere Gemeinden konnten durch die Gemeindereformen ihren prozentualen Bevölkerungsanteil erhöhen. Häufig erfolgte trotz der Verwaltungszusammenlegung kein Zusammenwachsen der Siedlungen; die sozioökonomische Einheit „Dorf“ wurde kurzfristig keineswegs aufgehoben. Seit etwa den 1980er Jahren lässt sich ein Ende des säkularen Urbanisierungsprozesses ausmachen: Der Anteil der Großstadtbevölkerung ist im wiedervereinigten Deutschland seit 1991 mit 32 Prozent und 2009 31 Prozent sogar leicht rückläufig. ► Tab 5, Abb 6

Ausblick

Die Ausführungen in diesem Kapitel haben gezeigt, dass sich in den beiden vergangenen Jahrhunderten umwälzende Transformationen der deutschen Bevölkerung und tiefgreifende Wandlungen von Haushalt und Familie ereignet haben. Ein stabiler Zustand bestand weder vor noch nach der demografischen Transition; diese selbst war mit einem außergewöhnlich raschen Bevölkerungswachstum im 19. und 20. Jahrhundert verbunden. Ende des 20. Jahrhunderts zeigte sich, dass dieser Prozess langsam an sein Ende gekommen war, und dass die Bevölkerung in Deutschland ohne positive Zuwanderung (oder Nettomigration) von ihrem Höchststand von etwas mehr als 80 Millionen wieder zurückgeht. Das Wachstum der Bevölkerung ist demnach nach oben begrenzt. Man kann sich mit Rostow12 fragen, ob dieser Great Population Spike in der bisherigen Menschheitsgeschichte einmalig war und wie die Entwicklung im 21. Jahrhundert weitergehen wird.
Eine Folge der demografischen Transition mit Sterblichkeitsund Geburtenrückgang ist eine Umschichtung der deutschen Gesellschaft von einer jüngeren und jungen zu einer älteren und alten. Dies stellt eine der größten jetzigen und zukünftigen Herausforderungen dar, da Wirtschaft und Gesellschaft sich in vielen ihrer Institutionen (Schulen, Krankenhäuser etc.) an diesen Wandel anpassen müssen. Eine erneute Anpassung wird nötig werden, wenn nach 2050 der Bevölkerungsaufbau sich einer stationären Bevölkerung annähert, mit kleinen, aber bis ins 50. und 60. Lebensjahr etwa gleich starken Alterskohorten. Haushalt und Familie haben sich seit 1800 fundamental verändert, wobei die Änderungen für Haushalte stärker waren als für Familien. Man kann insgesamt sagen, dass in der Gegenwart „Haushalt“ und „Familie“ zusammengefallen sind, wogegen sie 1800 noch zwei völlig verschiedene Dinge waren. Die Kernfamilie war in der Vergangenheit nur – der zwar zentrale – Teil eines Haushalts, um den herum sich weitere Bestandteile anlagerten. Dies ist das Konzept des „ganzen Hauses“, das bei der damaligen sozialen und wirtschaftlichen Organisationsstufe die fundamentale soziale Einheit bildete. Haushalt und Familie sind heute kleine soziale Einheiten, die nicht krisenbeständig sind, aber bei Funktionsproblemen durch ausgebaute wohlfahrtsstaatliche Instrumente aufgefangen werden können.

Datengrundlage

Daten zu Haushalt und Familie wurden seit dem frühen 19. Jahrhundert zunehmend systematisch von staatlichen Behörden erhoben und publiziert. Dafür wurden einerseits die jährlichen Daten zur Bevölkerungsbewegung genutzt, die von den bis 1874 für das Personenstandswesen zuständigen Kirchengemeinden (und danach von den Standesämtern) festgehalten wurden, andererseits, meist im Dreijahresrhythmus, Ergebnisse von Volkszählungen. Für die Zeit nach 1871 hat das Kaiserliche Statistische Amt, später das Statistische Reichsamt, in der DDR die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik und in der Bundesrepublik das Statistische Bundesamt entsprechende Reihen publiziert. Komplex ist die Quellenlage daher allenfalls für die Zeit vor 1871, und zwar aus drei Gründen: erstens weil auf die Daten der einzelnen, erst 1871 zusammengeschlossenen Territorien zurückgegriffen werden muss, zweitens weil es sich um eine Übergangsperiode zwischen der „Protostatistik“ des 18. Jahrhunderts und der modernen amtlichen Statistik handelt, drittens weil bereits im 19. Jahrhundert nachträgliche Rekonstruktionen zu zentralen Reihen der Zeit vor 1871 mit räumlichem Bezug auf das spätere Reichsgebiet erstellt wurden,13 die in der nachfolgenden Forschung14 weiter verwendet wurden, trotz ihres historisch unangemessenen Territorialbezugs und obwohl sie vor allem auf Einzelstaatsebene vielfach von den zugrunde liegenden Archivquellen bzw. der zeitgenössischen Publizistik abweichen. Zu einer systematischen Erschließung des protound frühstatistischen Quellenmaterials für Deutschland kam es erst seit den 1990er Jahren durch Rolf Gehrmann bzw. das Laboratory for Historical Demography am Max-PlanckInstitut für demografische Forschung in Rostock.15 Die in diesem Kapitel für die Zeit vor 1871 verwendeten Werte für (mittlere) Einwohnerzahl, Geburten-, Sterbe- und Heiratsraten beruhen auf einer Auswertung des von Gehrmann erschlossenen Quellenmaterials durch eine Arbeitsgruppe um Georg Fertig.16 Für andere Reihen, zum Beispiel Altersund Jugendlastquotienten, Totale Fruchtbarkeitsrate und männliche Übersterblichkeit können vor 1871 zwar keine gesamtdeutschen, aber zumindest preußische Daten berechnet werden.17

Zum Weiterlesen empfohlen

Josef Ehmer: Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800 – 2010, München 2013.
Georg Fertig: Demographische Revolution: Die Geschichte der Weltbevölkerung, 1700 –1914, in: Walter Demel / Hans-Ulrich Thamer (Hrsg.): Wissenschaftliche Buchgesellschaft Weltgeschichte, Bd. 5: Die Entstehung der Moderne: 1700 bis 1914, Darmstadt 2010, S. 13 – 40.
Georg Fertig / Christian Schlöder / Rolf Gehrmann / Christina Langfeldt / Ulrich Pfister: Das postmalthusianische Zeitalter: Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, 1815 –1871, in: Vierteljahrschrift für Sozialund Wirtschaftsgeschichte (VSWG), 105 (2018) 1, S. 6 – 33.
Patrick R. Galloway / Eugene A. Hammel / Ronald D. Lee: Fertility Decline in Prussia, 1875 –1910: A Pooled Cross-Section Time Series Analysis, in: Population Studies, 48 (1994), 1, S. 135 –158.
Rolf Gehrmann / Thomas Sokoll: Historische Demographie und quantitative Methoden, in: Michael Maurer (Hrsg.): Aufriß der historischen Wissenschaften, Bd. 7: Neue Themen und Methoden der Geschichtswissenschaft, Stuttgart 2003.
Andreas Gestrich /Jens-Uwe Krause / Michael Mitterauer: Geschichte der Familie, Stuttgart 2003.
Arthur E. Imhof: Einführung in die historische Demographie, München 1977.
Franz Rothenbacher: Historische Haushalts- und Familienstatistik von Deutschland 1815 –1990, Frankfurt a. M. 1997.


Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz „CC BY-NC-ND 3.0 DE – Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland“ veröffentlicht. Quelle: Thomas Rahlf (Hg.), Deutschland in Daten. Zeitreihen zur Historischen Statistik, 2. Auflage, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2022.

Anmerkungen

  1. John Komlos: Ein Überblick über die Konzeptionen der Industriellen Revolution, in: Vierteljahrschrift für Sozialund Wirtschaftsgeschichte, 84 (1997), S. 461– 511.
  2. Arthur E. Imhof: Einführung in die Historische Demographie, München 1977, S. 48; David Weir: Life Under Pressure: France and England, 1670 –1870, in: Journal of Economic History, 44 (1984), S. 27– 47.
  3. Ulf Christian Ewert: Die „Kleinen Leute“ in Sachsens Frühindustrialisierung: Zum sinkenden Lebensstandard einer wachsenden Bevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte, 25 (2007), S. 45 – 70.
  4. Siehe das Themenheft „Bevölkerung und Industrialisierung: Zur Frage des demographischen Übergangs“ der Beiträge zur Historischen Sozialkunde, 30 (2000) 3, hrsg. von Thomas Sokoll sowie Simon Szreter: The Idea of Demographic Transition and the Study of Fertility: A Critical Intellectual History, in: Population and Development Review, 19 (1993) 4, S. 659 – 701.
  5. Von fundamentaler Bedeutung für die deutsche Bevölkerungsgeschichte sind die Ergebnisse des Prussia Project der University of California at Berkeley. Siehe u. a. Patrick R. Galloway/Eugene A. Hammel/Ronald D. Lee: Fertility Decline in Prussia 1875 to 1910: A Pooled Cross-Section Time Series Analysis, in: Population Studies, 48 (1994) 1, S. 135 – 158.
  6. Michael Mitterauer/Reinhard Sieder: Vom Patriarchat zur Partnerschaft: Zum Strukturwandel der Familie, München 1977; Franz Rothenbacher: Historische Haushaltsund Familienstatistik von Deutschland 1815 bis 1990, Frankfurt a. M./New York 1997.
  7. John Hajnal: European Marriage Patterns in Perspective, in: David Victor Glass/ David Edward Charles Eversley (Hrsg.): Population in History: Essays in Historical Demography, London 1965, S. 101 – 143; John Hajnal: Two Kinds of Pre-Industrial Household Formation System, in: Population and Development Review, 8 (1982), S. 449 – 494.
  8. Klaus-Jürgen Matz: Pauperismus und Bevölkerung: Die gesetzlichen Ehebeschränkungen in den süddeutschen Staaten während des 19. Jahrhunderts (Industrielle Welt, Bd. 31), Stuttgart 1980; Josef Ehmer: Heiratsverhalten, Sozialstruktur, ökonomischer Wandel: England und Mitteleuropa in der Formationsperiode des Kapitalismus (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 92), Göttingen 1991.
  9. Karin Gröwer: „Wilde Ehen“ in den hansestädtischen Unterschichten: 1814 –1871, in: Archiv für Sozialgeschichte, 38 (1998), S. 1– 22.
  10. Mitterauer/ Siedler (Anm. 6); Andreas Gestrich/Jens-Uwe Krause/ Michael Mitterauer: Geschichte der Familie, Stuttgart 2003; Rothenbacher (Anm. 6); ders. The European Population 1850 –1945, Basingstoke/ New York 2002; ders. The European Population Since 1945, Basingstoke/New York 2005.
  11. Jürgen Reulecke: Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt a. M. 1997.
  12. Walt Whitman Rostow: The Great Population Spike and After: Reflections on the 21st Century, New York/ Oxford 1998.
  13. Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Stand und Bewegung der Bevölkerung des Deutschen Reichs und fremder Staaten in den Jahren 1841 bis 1886. Statistik des Deutschen Reichs, Neue Folge Bd. 44, Berlin 1892.
  14. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Wirtschaft 1872 –1972, Stuttgart/ Mainz 1972; Peter Flora/ Franz Kraus/ Winfried Pfenning: State, Economy, and Society in Western Europe. A Data Handbook in Two Volumes. Vol. II: The Growth of Industrial Societies and Capitalist Economies, Frankfurt a. M./ London/ Chicago 1987; Antje Kraus (Bearb.): Quellen zur Bevölkerungsstatistik Deutschlands 1815 –1875. Quellen zur Bevölkerungs-, Sozial und Wirtschaftsstatistik Deutschlands 1815 –1875, hrsg. von Wolfgang Köllmann, Bd. 1. (Forschungen zur deutschen Sozialgeschichte, Bd. 2 /I), Boppard am Rhein 1980.
  15. Rolf Gehrmann: Bevölkerungsgeschichte Norddeutschlands zwischen Aufklärung und Vormärz, Berlin 2000; Rolf Gehrmann: Die historischdemographische Quellenlage zu Deutschland 1803 –1871. Länderberichte, unveröffentlichtes Manuskript des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, Rostock 2010 (zugänglich unter GESIS Datenarchiv, Köln. ZA8609 Datenfile Version 1.0.0, Materialien, https://doi.org/10.4232/1.13022).
  16. Georg Fertig/Christian Schlöder/Rolf Gehrmann/Christina Langfeldt/ Ulrich Pfister: Das postmalthusianische Zeitalter: Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, 1815 –1871, in: Vierteljahrschrift für Sozialund Wirtschaftsgeschichte (VSWG), 105 (2018) 1, S. 6 – 33.
  17. Pierre Depoid: Reproduction nette en Europe depuis l’origine des statistiques de l’Etat civil (Etat français, Statistique générale de la France: Etudes démographiques 1; Paris: Impr. nationale, 1941), S. 9 – 41 (hier: S. 39); Ernst Engel: Die Sterblichkeit und die Lebenserwartung im preußischen Staate und besonders in Berlin, in: Zeitschrift des königlich Preußischen Statistischen Bureaus 1– 2, 1861–1862, S. 321– 353; 50 – 69, 192 – 243; A. von Fircks: Rückblick auf die Bewegung der Bevölkerung im preußischen Staate während des Zeitraumes vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1874, Berlin 1879.